Private Haushalte als Schlüsselakteure einer Transformation des Energiesystems: Empfehlungen für eine sozial-ökologisch orientierte Förderpolitik
Projektlaufzeit: 4/2013 - 6/2016
Gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), Kooperation mit GWS (Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung mbH, Osnabrück) und IÖW (Institut für ökologische Wirtschaftsforschung gGmbH, Berlin)
Projekthomepage: www.prosumer-haushalte.de
Lange Zeit waren private Haushalte ausschließlich als Nachfrager auf dem Energiemarkt vertreten. Inzwischen sind viele Haushalte jedoch nicht mehr nur reine Konsumenten, sondern produzieren selbst Energie: Sie werden zu „Prosumer-Haushalten“. Dadurch erhöht sich zwar die Komplexität des gesamten Energiesystems, doch die neue Entwicklung bietet auch Chancen zur Lösung anstehender Probleme, die etwa durch die Fluktuation von Wind- und Solarenergie entstehen. Es kristallisiert sich heraus, dass private Haushalte neue Schlüsselakteure für die Transformation des Energiesystems werden können. Aber noch sind viele grundsätzliche Fragen rund um diesen zunehmend wichtigen Marktteilnehmer und seine veränderte Rolle im Energiesystem offen.
Diese Unsicherheit spiegelt sich auch in den gegenwärtig zur Politikberatung eingesetzten volkswirtschaftlichen und energieökonomischen Modellen wider. Sie können die neue Rolle der Haushalte weder auf der Erzeugungs- noch auf der Nachfrage- bzw. Verbrauchsseite adäquat abbilden. Dies liegt unter anderem daran, dass die dafür nötige empirische Validierung bislang erst in Ansätzen existiert. Darüber hinaus beeinflusst die veränderte Rolle der Haushalte im Energiesystem möglicherweise auch das Marktgefüge und seine Akteursstruktur sowie die Energieversorgungssicherheit und Preisentwicklung und führt letztlich auch zu veränderten Governance- und Steuerungsformen.
Das Projekt analysiert die Rolle und Funktion der „Prosumer-Haushalte“ sowie deren Potenziale für eine sozial-ökologische Energiewende: Dabei soll neben den neuen technischen und marktbezogenen Entwicklungen im Energiebereich vor allem auch die neue Rolle der privaten Haushalte im Energiesystem empirisch fundiert untersucht werden. Zu den Untersuchungsgegenständen zählen z. B. Photovoltaik-Eigenverbrauch, Direktvermarktung, Netz- und Systemdienstleistungen, Nutzung von lastabhängigen Tarifen oder Demand Side Management; ferner sollen das Verbrauchs- und Erzeugerverhalten der Haushalte simuliert und die neuen Funktionen des privaten Haushalts energiewirtschaftlich modelliert werden.
Ziel des Projektes ist es, auf dieser Basis Empfehlungen zu formulieren, die dabei helfen, die Rahmenbedingen für eine sozial-ökologische Transformation des Energiesystems auszugestalten. Diese sollten die Restriktionen, Bedürfnisse und Verhaltensweisen privater Haushalte in ihrer Vielfalt berücksichtigen und gleichzeitig die ökologischen und ökonomischen Zielkonflikte zwischen der einzelwirtschaftlichen und volkswirtschaftlichen Ebene reflektieren.
Projektpublikationen
Gährs S, Aretz A, Flaute M, Oberst C A, Großmann A, Lutz C, Bargende D, Hirschl B, Madlener R (2016): Prosumer-Haushalte: Handlungsempfehlungen für eine sozial-ökologische und systemdienliche Förderpolitik, Berlin, [Download]
Höwer D., Oberst C.A., Madlener R. (2017). General Regionalization Heuristic to Map Spatial Heterogeneity of Macroeconomic Impacts: The Case of the Green Energy Transition in NRW, FCN Working Paper No. 13/2017, Institute for Future Energy Consumer Needs and Behavior, RWTH Aachen University, October.
Walden R., Madlener R., Oberst C.A. (2015). Model-Based Economic Evaluation of the Participation of Private Households in a Local Energy Cluster, FCN Working Paper No. 23/2015, Institute for Future Energy Consumer Needs and Behavior, RWTH Aachen University, December.
Madlener R, Oberst C A, Hirschl B, Gährs S, Bost M, Flaute M, Nieters A, Großmann A, Lutz Christian (2015). Prosumer-Haushalte: Private Haushalte als neue Schlüsselaktuere einer Transformation des Energiesystems. Beitrag zur BMBF-Statuskonferenz Energietransformation, BMBF-Fördermaßnahme Umwelt- und gesellschaftsverträgliche Transformation des Energiesystems, September 2015, Bonn, S. 149 – 154. [Download]
Oberst C. A., Madlener R. (2014). Prosumer Preferences Regarding the Adoption of Micro-Generation Technologies: Empirical Evidence for German Homeowners, FCN Working Paper No. 22/2014, Institute for Future Energy Consumer Needs and Behavior, RWTH Aachen University, December (revised September 2015). [Download]
Bargende D., Oberst C. A., Madlener R. (2017): Prosumer Households as potential System Service Providers. FCN Working Paper (in Prep.).
Oberst C.A., Schmitz H., Madlener R. (2019). Are Prosumer Households That Much Different? Evidence from Stated Residential Energy Consumption in Germany. Ecological Economics, 158: 101-115. [ScienceDirect]
Abschlussarbeiten
Roland Walden (2014). Local Energy Cluster of Private Households: Development of an Economic Model to Evaluate the Participation of Private Households in an Energy Cluster, Masterarbeit, Lehrstuhl für Wirtschaftswissenschaften, insb. Energieökonomik, Fakultät für Wirtschaftswissenschaften, RWTH Aachen University.
Daniel Bargende (2014). The Potential Role of Prosumer Households as Electricity Ancillary Service Providers, Bachelorarbeit, Lehrstuhl für Wirtschaftswissenschaften, insb. Energieökonomik, Fakultät für Wirtschaftswissenschaften, RWTH Aachen University.
Martin Andreas Schramm (2014). Entwicklungsoptionen innovativer Geschäftsmodelle zur Beteiligung von Privathaushalten an der Energiewende, Bachelorarbeit, Lehrstuhl für Wirtschaftswissenschaften, insb. Energieökonomik, Fakultät für Wirtschaftswissenschaften, RWTH Aachen University.
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